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Nepal November 2017

Die Schulen mit Leben füllen

Langfristige Hilfe für Nepals Erdbebenregionen

„Man spürt immer noch eine generelle Anspannung bei den Menschen. Da ist die Erinnerung und natürlich die ständige unterschwellige Angst vor weiteren Beben“, erzählt Lukas Mall nach seiner Rückkehr. Als Teil eines 17-köpfigen Teams reiste er von 03. bis 18. November in die nepalesische Bergregion, in Kooperation mit der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ GmbH) . Bereits 2015 waren Notfallpädagogen in Nepal und erlebten die Zerstörung und die Verzweiflung der Menschen nach den verheerenden Erdbeben hautnah. Bei den zwei großen Naturkatastrophen im April und Mai 2015 (Stärke 7,8 und 6,9) kamen fast 9.000 Menschen ums Leben, 3,5 Millionen wurden obdachlos. Nun waren die elf Notfallpädagogen zusammen mit sechs Übersetzern und einer Koordinatorin der GIZ ca. 60-70km nordwestlich von Katmandu im Einsatz.

Es gibt viele grundlegende Probleme in Nepal, die nicht ausschließlich durch die Erdbeben verursacht sind, doch durch sie weiter verschärft wurden. Nepal ist eines der ärmsten Länder der Welt. Immer noch leben viele Familien in beschädigten Häusern oder in Hütten aus Bambus, Pappe oder Wellblech. Der Wiederaufbau kommt neben logistischen Schwierigkeiten auch deshalb so langsam voran, weil Nepal in einer schweren politischen Krise steckt. Der Sturz der verhassten Königsdynastie 2006 stürzte die hierarchische Gesellschaft in einen Wandel. Die jungen Nepalis wollen mitentscheiden, doch die Hoffnung auf ein „neues Nepal“ schwindet, das Land befindet sich im Stillstand. Die Wirtschaft liegt am Boden, eine Verfassung gibt es nicht, ebenso wenig eine funktionierende Bürokratie. Viele sind gezwungen, zum Arbeiten ins Ausland zu gehen.
Die Angst vor weiteren Beben lähmt die Menschen zusätzlich. Und sie ist nicht unbegründet: Die Nachbeben dauern bis heute an, Forscher rechnen mit weiteren. Es geht nun vor allem darum, die Menschen zu stärken und die Gebäude, die wieder aufgebaut werden, sicherer zu machen. Aus diesem Grund baut die GIZ Schulen auf, bietet landwirtschaftliche Schulungen und Ausbildungsmöglichkeiten. Das Wiederaufbauprogramm bietet eine mittel- bis langfristig angelegte Unterstützung für die Instandsetzung der vom Erdbeben betroffenen Gemeinden. „Aber auch die Softskills und Bildung sind wichtig“, erklärt Berthold Bös, Experte bei der GIZ. Dafür sind die Notfallpädagogen angereist. In drei Dörfern arbeiten die Fachleute mit ca. 3000 Menschen. Es geht darum, die Resilienzkräfte der Kinder und Jugendlichen zu aktivieren. Die Lehrer und auch die Eltern sollen durch Workshops befähigt werden, als Unterstützung für die Kinder zu agieren. Nur wer selbst über genug Kraft verfügt, kann anderen helfen. So können in den Schulen und zuhause  sichere Orte für die Kinder entstehen, physisch wie psychisch.

Eines der besuchten Dörfer ist der 3000-Seelen-Ort Dandagaun. Er wurde von dem Erdbeben vor zwei Jahren hart getroffen. Ungefähr 70 Menschen ließen hier ihr Leben, fast alle Gebäude wurden beschädigt oder zerstört. Praktisch jeder hat eine nahestehende Person verloren. „Die größte Schwierigkeit ist, dass wir jeden Tag wieder an all das erinnert werden“, sagt der Direktor der Schule. Und es stimmt, der Wiederaufbau kommt sehr langsam voran. Alles muss mühsam in die entlegenen Orte wie Dandagaun geschafft werden. Nach wie vor bietet sich ein Bild der Zerstörung, als sei das Beben erst Monate her und nicht über zwei Jahre. 70 % der Bewohner von Dandagaun leben immer noch in Notunterkünften. Auch die Hälfte des Schulunterrichts findet in sogenannten „temporary learning rooms“ statt. Die Blechhütten sind  eine Zwischenlösung, die zum Dauerzustand wurde.
Die alte Schule steht zwar noch, genügt aber den Sicherheitsvorschriften bei weitem nicht. Daher baut die GIZ hier ein neues Gebäude. Berthold Bös sieht einen großen Gewinn in der Zusammenarbeit zwischen der GIZ und der Notfallpädagogik: „Wir bauen die Schulen. Jetzt geht es darum, sie mit lebendigen Lerninhalten zu füllen, um die Kinder stark für die Zukunft zu machen.“

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